Mit humorvollen Bemerkungen und vielen Anekdoten ist es Professor Schroeter-Wittke in seinem Vortrag für das Evangelische Forum in Höxter gelungen, die Bedeutung der Musik für die Reformation auf unterhaltsame Art zu erläutern.
Passend zum Thema unterstützte er seine Ausführungen durch viele Musikbeispiele. Die „Marseillaise der Reformation“ (Heinrich Heine über „Ein feste Burg“) erklang ebenso wie neuere Kirchenmusik. Wobei die Zuhörer lernten, dass dieser Ausdruck eigentlich falsch ist: „Kirchenmusik“ oder besondere religiöse Musik im engeren Sinne gibt es nicht, alles, was in Kirchen gespielt und gesungen wird, ist „Kirchenmusik“.
Ohne Musik hätte die Reformation sich nicht so schnell verbreiten können, die einseitigen Liedblätter ließen sich mit dem neu entwickelten Buchdruck schnell verteilen. Überall, wo deutschsprachige Lieder zu hören waren, war die Reformation angekommen. In seiner Predigt zur Einsegnung der Kirche in Torgau, der ersten Kirche, die als rein evangelische gebaut wurde, sprach Luther von der Kommunikation zwischen Gott und den Menschen: Gott spricht mit den Menschen durch sein Wort, die Menschen antworten mit Gebet und Lobgesang. Diese aktive Rolle der Gemeinde im Gottesdienst wird bis heute in der sog. „Torgauer Formel“ festgehalten.
Der Vortrag beschränkte sich nicht auf die Zeit von vor 500 Jahren, Schroeter-Wittke brachte auch Beispiele aus der Gegenwart, die zeigen, wie Musik in Kirchen Herz und Verstand berühren kann.
Am Schluss bestand die Möglichkeit, die besondere Wirkung des Gesangs selber zu erproben: Die Teilnehmer gingen in die Marienkirche und machten durch unterschiedliche Formen des Gesangs deutlich, welche Klangwunder sich in den alten Mauern verstecken.
Petra Paulokat-Helling