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  • Amelunxen

Stell dir vor, du hast einen Unfall und niemand hilft!

von Frauke Evers

Amelunxen, ein Freitag Anfang März, ca. 14.15h - ich beginne meinen täglichen Spaziergang mit unserem Hund.

Am Ortseingang, direkt am Bahnübergang (als Autofahrer verringere ich dort deutlich die Geschwindigkeit) biege ich in einen Feldweg, rutsche in einem Matschrest einer ausgetrockneten Pfütze aus und knicke unglücklich mit dem Fuß um...Schmerz! Ich spüre sofort - der ist gebrochen!

Der misslichen Lage bewusst, hole ich zitternd mein Handy aus der Jacke... (Nachdem ich meinen Hund neben mir platziert habe). Der erste Anrufversuch funktioniert nicht, der zweite ist Gott sei Dank erfolgreich! Mein Sohn und mein Neffe holen mich ...drei Stunden später werde ich im Krankenhaus Brakel operiert...Bruch des Sprunggelenks!

Am nächsten Tag, im Krankenhausbett denke ich über den Unfall nach...Ca. ein bis zwei Meter von der befahrenen Straße entfernt, saß ich gut sichtbar (rote Jacke) auf der Erde im Matsch und zahlreiche Autos, LKWs und Sprinter fuhren vorbei - ohne Hilfe anzubieten. Da kann man entschuldigend argumentieren...die haben mich nicht gesehen, sie hatten Angst vor dem Hund, sie hatten einen Termin einzuhalten, mussten schnell weiter! Auch dem Busfahrer, der direkt an der (ca. 5 Meter entfernten) Bushaltestelle hielt, ging es bestimmt ähnlich - er hat mich nicht gesehen, muss seinen Fahrplan einhalten...

Einer hat mich gesehen, ein 17-jähriger Schüler im Bus! An der nächsten Haltestelle wohnt er, ist ausgestiegen und hat zu Hause sofort seinen Vater über das Beobachtete unterrichtet...dieser ist sofort losgefahren um zu helfen, aber da saß ich schon im Auto meines Neffen...

Muss ich eigentlich immer helfen?

Wem kann/soll/muss ich helfen?

Wer hilft mir, wenn ich Hilfe brauche?

Was wäre, wenn Menschen einander nicht helfen würden?

Der barmherzige Samariter schaut hin, lässt sich von der Not anrühren, nimmt Unannehmlichkeiten in kauf, tut was nötig und möglich ist und verabschiedet sich dann, um seinen eigenen Vorhaben nachzugehen. "Gehe hin und tue desgleichen", sagt Jesus...

Ich denke es geht ihm damit bestimmt nicht um die strenge Einhaltung von Bestimmungen und Regeln, sondern um einen wachen Blick dafür, was andere brauchen und um eine gezielte Hilfe im Bereich der eigenen Möglichkeiten.

Diesen wachen Blick hat dieser Junge bewiesen! Danke!

Im Zimmer des Krankenhauses lag zur selben Zeit eine Frau, der am Steinheimer Bahnhof ähnliches passierte. Mit ihrem 5jährigen Enkel war sie aus dem Zug gestiegen, dort unglücklich gestürzt, sogar kurz bewusstlos (Arm und Becken gebrochen) ...für einen Zeitraum von 15-30 Minuten wurde sie von niemandem "gesehen", bis endlich ein Mann den Rettungswagen rief! Während der notärztlichen Versorgung bildete sich um sie herum eine Menschentraube...

Frauke Evers

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