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Lebenslinien - in Zeiten von Krieg und Passion
Andacht zur Passionszeit von Krankenhausseelsorgerin Pfrn. Friedhilde Lichtenborg
Ja, die Corona-Zeit ist tatsächlich in den Hintergrund gerückt. Doch jetzt ist Kriegs - Zeit! Aus der Fastenzeit ist eine tatsächliche Passionszeit, eine Zeit des Leidens geworden. Es ist Krieg und so viele Menschen leiden, er-leiden schlimmste Ängste und Verluste, es geht um Leben und Tod. Passionszeit!
Wir sehen das Werk der chilenischen Künstlerin Sánchez (Misereor-Hungertuch 2021/2022): Ein Röntgenbild eines gebrochenen Fußes. Ein Röntgenbild zeigt schonungslos, wie es im Innern aussieht. Es fordert auf, genau hinzusehen! Mit diesem gebrochenen Fuß fällt es schwer, "auf den Beinen zu bleiben" und eine aufrechte Haltung einzunehmen. Brüche gehören in unserem Leben dazu und sie machen uns unsicher. Oft können wir nur durch einen schmerzhaften (Heilungs-) Prozess wieder "auf die Füße" kommen, Narben bleiben. Passionszeit!
Schwarze Fäden ziehen sich durch das Bild. Dunkle Zeiten auch in unserem persönlichen Leben. Dunkle Zeiten auch im Krankenhaus. Nicht immer ist das Leid der Patient*innen heilbar und es ist schwer, das Sterben und den Tod auszuhalten. Die Diagnose "unheilbar" zerbricht Menschen und ihre Familie. Und manchmal macht uns das Leid so mancher Patientin und so manches Patienten so fassungslos, dass wir selbst drohen, daran zu zerbrechen.
Auf unserem Bild scheinen die Schwarzen Linien zum Kunstwerk dazu zu gehören. Bilden sogar eine Mitte, die das Bild stabilisiert. Dunkle Fäden durchweben unser Leben, hinterlassen Spuren und Narben. Ziehen wir einige Fäden heraus und betrachten sie – vielleicht können wir sie genau benennen und diagnostizieren. Vielleicht können wir akzeptieren, dass sie zu unserem Leben dazu gehören.
Symbolisch können Sie einen schwarzen Faden aus der Schale nehmen und ihn an das Bild anknüpfen oder auch als kleine Erinnerung durch die Passionszeit in die Tasche stecken. Allerdings nur unter einer Bedingung: Auf jeden Fall müssen Sie dann auch einen goldenen Faden mitnehmen!
Goldene, glänzende Zeiten gehören auch zu unserem Leben – und lassen uns zuversichtlich und fest stehen. Schauen Sie genau hin, benennen und erinnern Sie auch Ihre hellen Lebenslinien! Im Bild sind deutlich goldene Linien zu erkennen. In der Mitte schimmert sogar ein goldener Untergrund durch und goldfarbene Blüten sind ausgestreut. Zeichen des Glaubens, der Liebe, der Hoffnung!
Gott hält beide Lebensfäden, die dunklen und die glänzenden Lebenslinien fest in göttlicher Hand! Bleiben Sie umwoben von Gottes gutem Segen!
Friedhilde Lichtenborg, Ev. Krankenhausseelsorge, St. Ansgar Krankenhaus Höxter