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Katharina von Bora oder: Wie eine Nonne und Reformatorenfrau zur Pfarrfrau wurde und wozu sie als solche gebraucht wird

Frau Dr. Jahnke mit den bekannten Portraits der Katharina von Bora von Lukas Cranach

Dieser Titel klingt für den heutigen Sprachgebrauch ungewohnt lang. Der Vortrag von Frau Dr. Jancke machte jedoch deutlich, dass es sich lohnt, sowohl das Leben Katharina von Boras als auch dessen Rezeption genauer zu erforschen und nach Gründen für die vielen Abweichungen bei der Beschreibung ihres Lebens zu suchen.

Frau Dr. Jahnke und Frau Paulokat-Helling vor dem Ev. Forum

Der Lebensweg Katharinas, ihre selbständige Entscheidung, das Kloster zu verlassen, aber auch ihre Ausbildung im Kloster mit gründlichen Bibel- und Lateinkenntnissen bieten schon viel Material, um sie als interessante Frau darzustellen. Leider ist von ihr direkt wenig überliefert. Wir finden einiges gespiegelt in Briefen oder den Tischgesprächen, die Freunde Luthers aufgeschrieben haben. So boten und bieten sich viele Möglichkeiten, ihr Leben „fantasievoll“ zu beschreiben. Festzuhalten ist, dass sie Vorsteherin eines großen Professoren-Haushalts mit vielen Gästen, Verwandten und Dienstboten war, in dem „Privatsphäre“ ein Fremdwort war. Man denke nur an den öffentlichen Vollzug der Ehe und Luthers begeisterte Äußerung darüber, dass sein kleiner Sohn in alle vier Ecken des Raumes „kackt“ (so schrieb er in einem Brief an seinen Freund Justus Jonas). All das war in der frühen Neuzeit üblich.

Rezipiert wurde sie jedoch ganz anders. Luther war eine wichtige Person, alles, was ihn betraf, bekam einen hohen Symbolgehalt. Nach der Heirat, die mit der Verbindung eines ehemaligen Mönchs und einer entflohenen Nonne vieles, was bis dahin galt, auf den Kopf stellte, begann eine Schlammschlacht. Besonders in der katholischen Tradition wurde Katharina als ungehorsam und herrschsüchtig dargestellt. Um sie zu verunglimpfen, findet sich auf Bildern häufig ein siebtes, uneheliches Kind. Diese Darstellungen seien oft ganz amüsant zu lesen, referierte Dr. Jancke, sie glichen den heutigen Soaps. In der evangelischen Darstellung diente das Leben Katharinas dann ab dem 19. Jh. oft als Beweis dafür, dass die evangelische Religion die bessere ist. Ihr Lebensraum wurde zur Kleinfamilie im Pfarrhaus umgeformt. Sie galt als Vorbild für die „deutsche Frau“, die dem Mann untertan sein sollte. Die wirklichen Verhältnisse waren nicht so wichtig.

Zur Rezeption kann man auch die Spiel- und Tanzszenen zählen, die die Evangelische Kirchengemeinde im letzten Jahr im Rahmen des Reformationsjubiläums aufgeführt hat. Frau Dr. Jancke lobte das Konzept. Es sei richtig und wichtig, Katharina kommunizierend, lesend und schreibend darzustellen und nicht als Hausfrau , die im Bierbrauen aufging.

Der Vortrag regte die zahlreichen Zuhörerinnen und Zuhörer zu vielen Nachfragen an. Sie nutzten die Gelegenheit, Auskunft von kompetenter Seite zu bekommen.

 Petra Paulokat-Helling

Fotos: Klaus Dörfel

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