Auf Einladung des Evangelischen Forums sprach Pfr. Dr. Corzilius über Inhalt und Aufbau des Buches Micha und nahm die zahlreichen Zuhörer dabei mit auf eine Zeitreise in die Welt des 8. Jahrhunderts vor Christus.
Von Micha selbst wissen wir nur, was im ersten Kapitel gesagt wird: Er stammt aus Moreschet Gat, einer Kleinstadt in Juda und lebte in einer Zeit, in der die mächtigen Assyrer seine Heimat zerstörten. Diese Zerstörung deuteten Spätere als politisches und religiöses Versagen der heimischen Elite.
Kapitel 1 – 3 und 6 – 7 thematisieren das Gericht Gottes als Reaktion auf das Verhalten der Bevölkerung. Die Kapitel 4 und 5 handeln vom zukünftigen Friedensreich Gottes.
In der theologischen Forschung wurden die Kapitel 1 – 3 bislang als chronologische Einheit verstanden, die zur Zeit der assyrischen Eroberungen verfasst wurden. Pfr. Dr. Corzilius zeigte am ersten Kapitel, dass diese Auffassung revidiert werden muss. Spätere Redakteure haben die Zerstörung Jerusalems, die erst im sechsten Jahrhundert geschah, mit den Ereignissen des achten Jahrhunderts verwoben. Für die Gründe dieser Verflechtung gibt es nur Vermutungen: Späteren Hörern und Lesern sollte durch die Einfügung der Zerstörung Jerusalems – theologisch und politisch identitätsstiftendes Zentrum aller Juden – die Warnung vor den Folgen gottlosen Verhaltens um so eindrücklicher vor Augen geführt werden.
Die Zuhörer des Vortrags konnten die spannende Entstehungsgeschichte des heute vorliegenden Buches anhand der Erläuterungen gut nachvollziehen und bekamen einen kleinen Einblick in die theologische Forschung. In der anschließenden Diskussion wurde auf die Parallelen in der Weltsicht Michas mit der Welt heute und seine große Aktualität verwiesen.
Petra Paulokat-Helling