Andachten zum Monatsspruch

März 2025

Wenn bei dir ein Fremder in eurem Land lebt, sollt ihr ihn nicht unterdrücken.

Lev 19,33 (E)

Diesem Monatsspruch möchte ich mich zunächst einmal mit der eigenen Biographie nähern.

Ich bin Sohn eines „Flichtlings“ (so nannte man die damals) und einer niedersächsischen Einheimischen: Papa kam aus Schlesien und konnte nach Kriegsende nicht mehr zurück, Mama stammt aus einem kleinen niedersächsischen Dorf in der Nähe von Hannover, wo die Familie seit Generationen war.

Aus den Erzählungen beider Familien weiß ich, wie manchmal lustig, manchmal schmerzhaft, manchmal anstrengend, manchmal abwertend und vor allem aber oft mit den verschiedensten Gefühlen aufgeladen dieses „Nachkriegsmiteinander“ war. Und dabei kamen die Menschen wenigstens noch aus dem gleichen Kulturkreis und sprachen die gleiche Sprache! (Obwohl: wenn man an die verschiedenen Kartoffelsalatzubereitungsarten und Aussprachebesonderheiten denkt, hätten die Familien auch genauso gut aus verschiedenen Ländern kommen können)

Vielleicht kommt es daher, dass ich viel Verständnis für beide Seiten habe, die der Einheimischen und die der Geflüchteten oder Fremden. Ich kann die Angst beider Seiten verstehen, aber auch den Stolz, die Neugier, das „etwas-tun-Wollen“, die Hilflosigkeit und die vielen andere Gefühle, die ich da beim Aufeinandertreffen der Menschen mit so unterschiedlichen Hintergründen beobachte.

Nun geht es in unserem Wochenspruch ja nicht gleich um „das große Ganze“ sondern um einen klaren Aspekt: du sollst den Fremdling nicht bedrücken. In meiner Vorstellung übertrage ich das so: unterdrücke andere nicht aus einer vermeintlichen oder real existierenden Machposition heraus.  Werte den anderen nicht ab. Nutze ihn nicht aus. Beschränke ihn nicht und stelle keine unzumutbaren Forderungen an ihn.

Ich finde, das alleine könnte tatsächlich bereits Aufgabe genug sein.

Aber vielleicht gibt es da sogar noch mehr Möglichkeiten. Nämlich der Entdeckerneugier nachzugehen bei dem, was „der Fremdling“ da so alles mitbringt.

Aus meiner Biographie: es gibt mehrere leckere Arten eine Kartoffelsalat zuzubereiten und wenn man dann das Wort „Gööörke“ hört oder wieder einmal jemand „über einen spitzen Stein stolpert“ dann ist das auch einfach nur lustig.

In meiner Vorstellung: wie wäre es, wenn wir „wertschätzend“ miteinander umgehen? Dann würden wir auf jeden Fall lernen, den Wert des anderen zu schätzen und ihn nicht bedrücken.

Ihr Pfarrer Uwe Neumann

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