Andachten zum Monatsspruch
August 2025

Das ist ein Satz aus der Verteidigungsrede, die Paulus vor dem König Agrippa hielt. Schließlich wurde er nach Rom überführt, damit der Kaiser selbst über sein Schicksal entscheiden sollte.
Eine Rede um Kopf und Kragen also, von überlebenswichtiger Bedeutung.
Vergleichbare Situationen kennen wir heute wohl kaum. Wir sind verwöhnt mit Freiheit, verwöhnt zumeist mit gutem Auskommen. Darum hat auch der Ausdruck „stehe ich als Zeuge da“ kaum noch dieselbe Gewalt wie damals zu Paulus’ Zeiten. Vielleicht noch bei Luther vor dem Reichstag in Worms, von dem ja auch der Ausspruch „Hier stehe ich und kann nicht anders“ überliefert ist.
„Für Groß und Klein“, das klingt nach fröhlich lustigem Familiengottesdienst bei Sonnenschein und Vogelgezwitscher.
Also steckt kaum noch Relevanz für unseren Alltag in diesem Satz aus der Apostelgeschichte?
Der Eindruck ändert sich mit einer geringfügig anderen Übersetzung:
In der Neuen Genfer Übersetzung heißt es, Paulus ist „Zeuge vor den Menschen, den einfachen ebenso wie den hoch gestellten“.
Da bekommt der Satz Brisanz. Zeuge sein vor allen Menschen, Chefin wie Angestellter, Mann wie Frau, Zugereister oder Einheimischer, das bedeutet nichts anderes, als in jeder Lebenssituation das eigene Christsein zu bezeugen. Paulus hat das gemacht. In Briefen, auf Reisen, bei Freundinnen und Freunden und hier vor Gericht.
Und das ist zutiefst lebensrelevant für uns heute. Wir erleben gerade aufgeregte und aufregende Zeiten. Denn noch immer stehen nichts weniger als unsere Demokratie und Frieden auf dem Spiel! Hierzulande, wie in vielen anderen Staaten auch. Reiche Oligarchen maßen sich mehr oder minder unverblümt an, die Entscheidungsgewalt an sich zu reißen oder zu zementieren.
Noch haben wir die Chance, etwas zu sagen, vor Groß und Klein, das meint Paulus, der „bis zum heutigen Tag“ bei Gott Hilfe fand. Das zu tun ist unsere Verantwortung.
In diesem Sinn wünsche ich Ihnen verantwortungsvolle Zeug:innenschaft unter Gottes Segen!
Ihre Astrid Neumann