Mitten im Hochsommer passt der Monatsspruch für den August gut in unsere Zeit. An einem heißen Sonnentag sehne ich mich nach Schatten. Ein Baum, ein Schirm, ein schützendes Dach, das das die sengenden Strahlen abhält, lässt mich aufatmen, ja frohlocken, nachdem ich lange in der Hitze unterwegs war. Der Schatten bietet Erholung für die Haut, die die Sonne strapazierte, für die Augen, die ich angestrengt zusammenkneifen musste um im gleißenden Licht etwas zu sehen, für den ganzen Körper, der viel Kraft aufbieten muss um seine Betriebstemperatur zu halten. Im Schatten kann ich zur Ruhe kommen, wieder klare Gedanken fassen.

Der 63. Psalm ist ein Wüstenpsalm. Der Schatten der Flügel Gottes ist die Antwort auf den Durst der Seele nach Gott im trockenen, dürren Land ohne Wasser.

Ich stelle mir Gott in diesem Psalm vor wie eine Glucke, die ihre Küken unter ihren Flügeln verbirgt. Wie ein Geier oder ein Adler in der Wüste, der seinen Nachwuchs schützt mit dem Schatten seiner majestätischen Schwingen. Und gleichzeitig sengt die Sonne weiter. Die Wüste bleibt ein lebensfeindlicher Ort, an den es den Psalmisten getrieben hat. Trotzdem weiß der Nachwuchs sich beschützt und kann Kraft tanken, um in dieser Umgebung seinen Weg zu finden.

So ist Gott. Bei ihr kann ich etwas Ruhe und Erholung finden. Die Sonne brennt weiter, aber wo auch immer ich bin, kann ich im Gebet einen Moment unter Gottes Flügeln innehalten. Und ich weiß, dass ich bei meinem Weg durch die Wüste nicht alleine bin, denn wie eine Glucke ihre Jungen lässt mich der, unter dessen Flügeln ich Zuflucht finde, nicht aus den Augen.

Ihr Pfarrer Tim Wendorff