Andachten zum Monatsspruch
April 2023
Tote und Lebende. Was für ein Unterschied!
Lebendig sein, das bedeutet Aktivität, das Leben angehen und gestalten, Entscheidungen treffen. Es bedeutet, empfinden zu können, sowohl die Freude als auch den Schmerz. Die Lebenden spüren ihr Leben, und mit dem Vollzug des Lebens bejahen sie es, sind Teil des Gesangs der Schöpfung.
Und die Toten? Wir verstummen, wenn wir an sie denken. Da ist diese große, große Grenze, diese geschlossene Tür des Todes. Manchmal macht sie uns wütend, diese Tür, oft fürchten wir sie.
Und die Toten? Viele Kulturen schweigen über sie, manche fürchten sie sogar, fürchten ihren negativen Einfluss auf das lebendige Leben, vollziehen Abwehrriten.
Was ist da, wenn wir an die denken, die gegangen sind? Wagen wir es noch, an sie zu denken?
„Sie haben nie wieder über sie gesprochen“, sagte mir eine Frau über die Familie ihrer früh verstorbenen Freundin.
Ja, es kann passieren, dass der Tod uns verstummen lässt. Das Denken und Fühlen tut zu weh. Macht zu ratlos. Und deshalb kommt das Schweigen. Nicht nur das Schweigen der Worte, sondern auch das Schweigen der Gedanken und Gefühle.
Und so mag es sich manchmal in der Gegenwart sogar so anfühlen, als wären sie nie da gewesen, unsere Toten. Oder zumindest, als wären sie so weit entfernt, dass Reden und Fragen sich nicht lohnt. Und lieben erst recht nicht.
Tote und Lebende. Was für ein Unterschied. Es gibt nichts mehr, was sie verbindet. Gibt es nicht?
Doch, sagt uns der Monatsspruch. Christus.
„Christus ist gestorben und lebendig geworden, um Herr zu sein über Tote und Lebende.“
Es gibt eine Verbindung. Wenn wir an Jesus Christus als den Auferstandenen glauben, dann ist er die Verbindung. Er war tot, und er ist lebendig. Er hat das Leben und er schenkt Leben.
Christus ist die Brücke, die Brücke zwischen denen, die waren und denen, die sind, die Brücke zwischen denen, die gegangen sind, und denen, die noch hier sind, die Brücke zwischen dem, was war und was ist und was kommt.
Und deshalb können wir auch – vielleicht zuerst ganz langsam und sacht – die Erinnerungen zulassen. Auch die, die wehtun. Die Erinnerungen an die, die wir gern noch bei uns hätten. Und mit der Erinnerung mag Vertrauen kommen. Und Hoffnung. Und Liebe. Wir können sie über die Brücke schicken.
Christus ist die Brücke. Was uns vergangen und verloren erscheint, ist in seiner Hand. Was uns Angst macht, ist in seiner Hand. Was wir nicht begreifen, und in diesem Leben niemals begreifen werden, ist in seiner Hand.
Ihre Christiane Zina